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Die Lausitz ist einzigartig. Ihre fünf UNESCO-Auszeichnungen auf kleinem Raum sind ein touristisches Geschenk. Das alles hat Potenzial. Es kann Menschen nachhaltig in Bann ziehen. Dafür müssen sie begeistert werden. Die Gäste brauchen einen persönlichen Zugang zur Region und deren Besonderheiten. Das gelingt, indem ihnen mehr als bloßes Wissen vermittelt wird.  Erlebnisse müssen für sie eine persönliche Bedeutung bekommen. Dadurch bleiben sie im Gedächtnis. In der Fachsprache heißt dieser Ansatz „Interpretation“.

Das Konzept der „Interpretation“ entstand in den US-amerikanischen Nationalparks. Die dortigen Ranger wollten den Gästen die Natur näherbringen. Sie stellten dabei aber eins sehr schnell fest: Wenn sie wie Lehrer vor einer Klasse agieren, funktioniert das für Besucher nicht. Wer seine Freizeit genießt, will sich nämlich nicht wie in der Schule fühlen. Der amerikanische Journalist und Schriftsteller Freeman Tilden beschäftigte sich schon 1957 in einem Buch mit dem Thema. Sein Ansatz gilt bis heute: Die Besucher müssen zum Mitmachen, Mitfühlen und Mitdenken angeregt werden. Das gilt nicht nur in den USA, sondern überall – auch in der Lausitz.

An vielen Stellen in der Lausitz wird das Tool der Interpretation bereits genutzt. Das geschieht teils bewusst oder auch aus dem Bauch heraus. Anbieter treten dafür mit den Gästen in Dialog. Gute Beispiele dafür sind die Energiefabrik Knappenrode, das Neue Schloss im Muskauer Park oder die Führungen durch die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Besucher tauchen ein in die Geschichte, sie wird für sie erlebbar. Das ist ganz im Sinne von Freeman Tilden. Interpretation soll anregen, nicht belehren. Phänomene werden zu Erlebnissen und die Gäste können sie dann mit der eigenen Erfahrungswelt verknüpfen.

Für die touristischen Akteure der Lausitz ergibt sich aus all dem eine wichtige Aufgabe. Aus den vielen Besonderheiten und Angeboten hier müssen sie attraktive Pakete für Gäste schnüren. Damit sollen Besucher weitaus länger als nur für einen Tagesausflug in die Region gelockt werden. Emotionen wecken, Erlebnisse schaffen, die Gäste nachhaltig bewegen – zum Erzählen über die Lausitz und auch zum Wiederkehren: Dies ist das Ziel.

Jetzt haben Sie viel über ein Werkzeug gelernt, mit dessen Hilfe Gäste noch besser für die Lausitz begeistert werden können. Schauen wir mal, ob Sie folgenden Fragen beantworten können.

Schauen wir uns an, wie Interpretation genau funktioniert. Zum besseren Verständnis dient das sogenannte Interpretationsdreieck. Die drei Ecken bilden dabei der Gästeführer bzw. die Gästeführerin, die Gäste und das Erlebnis. Verbunden sind sie jeweils durch Botschaften.

Diese Botschaften beziehen sich auf die Kultur, die Natur, die Landschaft und die Menschen der Region. Wissenswertes darüber wird durch Erzählungen miteinander verwoben. Ereignisse aus der Vergangenheit und der Gegenwart spielen dabei eine Rolle. Aber auch Zukünftiges ist Thema. Die Gäste erfahren also nicht nur bloße Fakten. Sie haben Teil an der Vermittlung des neuen Wissens, können vielleicht sogar selbst aktiv werden. Die Botschaften haben plötzlich eine individuelle Bedeutung für sie. Genau das bleibt im Gedächtnis. 

Das Interpretationsdreieck kennen Sie jetzt. Dann sollten diese Aufgaben doch eigentlich kein Problem sein.

Viele UNESCO-Stätten weltweit nutzen Interpretation bereits aktiv. Die dortigen Mitarbeitenden werden nach und nach entsprechend ausgebildet. Schauen wir als Beispiele auf zwei Projekte. Sie zeigen wunderbar, wie Interpretation im Tourismus gelebt wird.

Im äußeren Nordwesten Schottlands befindet sich der UNESCO Global Geopark North West Highlands. Er umfasst ein Gebiet von 2.000 Quadratkilometern. Die Felsen an seiner Küste sind teilweise über drei Milliarden Jahre alt. Sie sind damit die ältesten in ganz Europa. Einst trennte sich hier der nordamerikanische vom europäischen Kontinent. Im UNESCO Geopark wird diese Geschichte für Gäste lebendig. Sie lernen die „Wiege der Geologie“ kennen. Das passiert über verschiedenste Angebote.

Mitarbeitende des Parks bieten zum Beispiel Geotouren an. Zwei Geologen aus Bronze diskutieren an einer Audiostation die Entstehung der Berge. In Besucherzentren und mittels Audioguides wird die Geschichte erlebbar gemacht. Auf verschiedenen Wanderpfaden lernen Besucher und Einheimische Wissenswertes über das geologische Erbe. 

Der Geopark liegt zudem auf dem UNESCO-Trail Schottland. Der verbindet 13 UNESCO-Stätten in Schottland miteinander. Der Pfad ist ein gutes Beispiel dafür, wie auch die UNESCO-Stätten der Lausitz in Zukunft zusammenarbeiten könnten.

In einer Unterwasserwelt wandern? Im UNESCO Global Geopark Karawanken/Karavanke geht das. Die Karawanken sind Teil der Alpen und ein transnationaler Geopark zwischen Slowenien und Österreich.

Sie sind also eindeutig ein Gebirge und kein Meer. Trotzdem lassen sich dort Seeigel, Seeschnecken und Seelilien als stille Zeugen der Vergangenheit finden. Vor Millionen Jahren befand sich hier nämlich der Tethysozean. Dessen Sedimente bilden die Grundlage für die heutige Bergwelt. Beim Besuch des Geoparks erfahren Besucher, wie das genau passierte.

Durch die Interpretation der Natur und der Kultur entwickelten die Verantwortlichen vor Ort verschiedene Angebote für Gäste. Bei Führungen, auf Lehrpfaden oder in mehrtägigen Camps erforschen Besucher heute anschaulich die Geschichte der Region. Es wird aber nicht nur auf Vergangenes geschaut. Im Besucherzentrum Geo.Dom erfährt jeder, was der Klimawandel in der Vergangenheit bedeutete und was sich daraus für die Zukunft lernen lässt. Mit seiner grenzüberschreitenden Arbeit gilt der Geopark als Referenz-Projekt für transnationale UNESCO-Stätten.

Schließen wir das dritte Modul mit einem kleinen Quiz ab. Was haben Sie sich über die Beispiele für gelungene Interpretation gemerkt?

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